Viele Menschen kaufen ihre Lebensmittel mittlerweile in Bioqualität, entweder aus Überzeugung, aus Gewissensgründen oder um einen trendigen Lifestyle zu demonstrieren. Meist spielen dabei aber auch der Nachhaltigkeitsgedanke sowie Umwelt- und Tierschutz eine Rolle. Nicht zuletzt erhofft man sich, der Gesundheit etwas Gutes zu tun, wenn man Bioprodukte konsumiert – ein Aspekt, der vor allem für junge Eltern interessant ist. Die Werbung suggeriert jedenfalls, dass die ökologische Landwirtschaft für ein langes Leben, einen nachhaltigen Umgang mit der Natur und eine wertschätzende Behandlung der tierischen Nahrungsmittellieferanten steht.
Es gibt also ausreichend Motivation, im Supermarkt konventionellen Erzeugnissen den Rücken zuzukehren. Doch werden die Produkte mit dem Qualitätsmerkmal Bio ihrem guten Ruf gerecht, oder ist alles doch mehr Schein als Sein? Erfahren Sie hier, wie gesund Bio wirklich ist und worauf man beim Konsum der ökologisch angebauten Nahrungsmittel achten muss.
Bei diesen Nahrungsmitteln kann Bio punkten
Bei einigen Produkten können Lebensmittel in Bioqualität im Vergleich mit konventioneller Ware tatsächlich kräftig punkten, vor allem im Bereich Nährstoffgehalt. So enthält etwa die Biomilch deutlich mehr Omega-3-Fettsäure. Diese mehrfach ungesättigten Verbindungen sind essenziell für die menschliche Ernährung und können vom Körper nicht selbst produziert werden. Unter anderem sind sie wichtig für ein gesundes Herz, schützen vor stressbedingten Gesundheitsgefährdungen wie Schlaganfall und beugen zudem einigen altersbedingten Krankheiten wie Alzheimer vor. Der Grund für den Unterschied zur herkömmlichen Milch liegt in der Weidenfütterung der Kühe in biozertifizierten Betrieben. Auch Fleisch aus Ökohaltung enthält mehr positive Fette, vor allem wenn die Tiere viel Auslauf hatten.
In Biokartoffeln und -äpfeln stecken ebenfalls mehr Nährstoffe als in konventionell angebauten Exemplaren: Sie enthalten weniger Wasser, liefern mehr Vitamin C und sind deutlich reicher an sekundären Pflanzenstoffen. Diese Kombination schützt Menschen vor Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Pauschal kann die Aussage „Bio ist immer gesünder“ allerdings nicht getroffen werden, wissen Lebensmittelexperten und Ernährungsberater. Bei der Gütebestimmung eines Produkts, ob in Bioqualität oder nicht, spielen in den meisten Fällen die unterschiedlichsten Faktoren eine Rolle. Bei Gemüse und Obst gibt zum einen die Sorte Auskunft über die Wertigkeit, außerdem Anbauort, Lage und Sonneneinstrahlung sowie die Belastung mit Pestiziden. Bei Fertigprodukten wiederum sind die Inhaltsstoffe ausschlaggebend. Konsumenten können nicht automatisch davon ausgehen, dass Bioware prinzipiell weniger Zucker und Fett enthält und daher gesünder ist. Sie sollten vor dem Kauf also stets die Inhaltsstoffe kontrollieren, auch bei der Biovariante.
Tatsächlich stellt sich nebenher die Frage: Sind diese kleinen aber feinen Unterschiede für die Gesundheit des Menschen überhaupt relevant? Da Langzeitstudien zum Vergleich der Ernährung „Bio versus Nicht-Bio“ fehlen, gibt es darüber noch keine ausreichenden Kenntnisse.
Ein riesiger Vorteil der Bioprodukte ist jedoch unumstritten die geringe Belastung mit Pestiziden. Lebensmittel aus konventionellem Anbau sind im Schnitt zu 95 Prozent mit Rückständen aus der Schädlingsbekämpfung behaftet. In Biobetrieben ist die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln, die sich nachteilig auf die Gesundheit auswirken können, hingegen stark reglementiert. Ebenso kann Gemüse von Ökofeldern beim Nitratgehalt punkten, denn der ist üblicherweise niedriger. Aus der Medizin ist bekannt, dass bei der regelmäßigen Aufnahme dieser chemischen Verbindung krebserregende Nitrosamine im Körper entstehen. Vor der Verunreinigung durch diverse Schadstoffe sind jedoch auch Bioprodukte nicht komplett gefeit. Stiftung Warentest fand in Ökoprodukten ebenso Mineralölrückstände, Schimmelpilzgifte sowie andere kritische Substanzen.
Ob Sie sich für ein Bioprodukt entscheiden oder nicht, hängt auch ein wenig davon ab, was Sie mit den betreffenden Nahrungsmitteln machen möchten. Benötigen Sie beispielsweise von Zitronen nur den Saft, sind Sie mit einer herkömmlichen Frucht durchaus gut bedient. Wollen Sie allerdings auch die Schale für einen Abrieb oder zum Mitkochen verwenden, sollten Sie aus Gesundheitsgründen auf jeden Fall zu einem Bioprodukt greifen. Denn konventionelle Zitrusfrüchte werden nicht nur mit Pestiziden, sondern auch mit speziellen Mitteln für die Schale behandelt, deren Einsatz sehr umstritten ist. Dazu zählen unter anderem diverse Fungizide sowie E 912, das aus Braunkohle extrahiert wird. Diese Stoffe sind als bedenklich für die Gesundheit einzustufen.
Zudem sollten Sie Gemüse und Obst, das keine Bioqualität aufweist, vor dem Aufschneiden stets waschen! Während der Zubereitung können die Schadstoffe nämlich von Schale auf den Innenteil übertragen werden. Allerdings ist das Waschen auch bei den meisten Produkten aus dem Ökoanbau ratsam, da Sie auf diese Weise Schmutz und andere unerwünschte Stoffe reduzieren können. Dies gilt jedoch nicht für beispielsweise Äpfel oder Gurken, da die Schalen einiger Sorten viele wertvolle Inhaltsstoffe wie einen Großteil der Vitamine beinhalten.
Bioprodukte haben aufgrund ihres höheren Nährstoffgehalts und der geringeren Schadstoffbelastung nicht nur Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit. In Kombination mit einer nachhaltigen Lebensweise sowie einem verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt und den natürlichen Ressourcen sorgt sie auch für eine Steigerung des seelischen Gleichgewichts.
Zum allgemeinen Wohlbefinden trägt zudem eine generell gesunde Lebensweise bei. Dazu zählen:
Es gebe noch etliche andere Gründe, die für die ökologische Landwirtschaft sprechen: Sie schützt Gewässer, sorge für mehr Artenvielfalt und fruchtbare Böden.